„HUT AB!“ HEUTE: RUTH ELLER, LADIES CAPTAIN

Im Rahmen der Serie „Hut ab!“, mit der wir ehrenamtlich aktiven Mitgliedern des Golfclub Varus für ihr Engagement herzlich danken wollen, stellen wir Ihnen heute Ruth Eller vor. Sie ist Ladies Captain und unermüdlich, wenn es um das Wohl ihrer Ladies geht. Das Interview führte Katja Allendorf.

20 Jahre ehrenamtliches Engagement und ein Hole in One für die Ewigkeit

Als ich an diesem Novembernachmittag im Osnabrücker Stadtteil Wüste in die Hofeinfahrt der Eheleute Eller einbiege, fällt mir sofort auf, dass hier jemand wohnen muss, der Golf spielt. Im Beet entdecke ich ein selbst gemaltes Schild auf dem „Next Tee“ steht und den Weg zur Haustür weist. Dort angekommen entdecke ich das nächste Schild „Come in – You‘re Wellcome“. Ruth Eller öffnet die Tür und bestätigt die Aussage des Schildes mit ihrer positiven Ausstrahlung, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Wir begrüßen uns herzlich und ich bedanke mich im Vorfeld dafür, dass ich heute dieses Interview mit ihr führen darf. Wir sitzen in ihrer gemütlichen Küche. Auch hier, wo ich hinsehe, Blechschilder, Bilder und Erinnerungsstücke, die das Ehepaar von ihren Reisen und Urlauben mitgebracht hat. Ein bisschen fühlt man sich, als besuche man ein Museum. Bei einer Tasse Kaffee beginnen wir mit dem Interview und ich stelle meine erste Frage.

Katja: Ruth, wie kam es damals eigentlich dazu, dass du dieses Amt übernommen hast? Wurdest du vorgeschlagen oder musstet du dich dafür bewerben?

Ruth: In den ersten Jahren gab es im Club dieses Amt offiziell noch gar nicht. Anfangs haben sich dienstags ein paar Damen zu einer lockeren Runde Golf getroffen und anschließend im Clubhaus Kaffee getrunken. Margret Dieckmann, die damals Ansprechpartnerin für die Golfdamen war, hatte immer weniger Zeit und so drückte sie mir eines guten Tages eine Kassette in die Hand, in der sich diverse Unterlagen befanden und übergab mir diese mit dem Kommentar, dass ich wohl geeignet dafür sei, ihre Aufgaben zu übernehmen. Das war vor ziemlich genau 20 Jahren.

Katja:  Hast du dir seinerzeit Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet ein Ehrenamt zu übernehmen und welche Argumente dafürsprechen? Die Chance auf Mitgestaltung innerhalb des Vereins ist z.B. ein Argument.

Ruth: Nein, ich habe mir damals überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, welche Vorteile oder auch Nachteile ein Ehrenamt beinhaltet. Es hat mir Spaß gemacht, weil es eine nette Truppe war und ich konnte den sportlichen Aspekt mitgestalten bzw. aufbauen. Aber auch das freundschaftliche Miteinander war sicherlich auch ein Grund, der für dieses Amt sprach. Die Gruppe ist im Lauf der Jahre immer weitergewachsen.

Katja: Hat dich das Amt auch persönlich weiterentwickelt?

Ruth: Ja, auf jeden Fall. Ich habe in den vielen Jahre immer wieder neue Menschen kennengelernt, musste viele Dinge organisieren, frei sprechen vor einer großen Gruppe z.B. vor Gastmannschaften, bei Siegerehrungen oder auf der Jahreshauptversammlung. Wenn ich das vorher gewusst hätte, vielleicht hätte ich dann das Amt nicht übernommen. Andersrum muss ich sagen, wenn man gefordert wird, kann man so einiges.

Katja: Ohne das Ehrenamt kann kein Verein existieren. Bist du Dir bewusst, wie wichtig deine Unterstützung und Arbeit eigentlich für den Golfclub ist?

Ruth: Ja, ich denke, das weiß der Club. Es ist wichtig, dass es bei den einzelnen Abteilungen gut und vor allem harmonisch läuft. Bei den Damen, Herren und in der Jugend. Das sind schon Zugpferde. So manch eine wäre vielleicht nicht gekommen bzw. geblieben, wenn der persönliche und harmonische Bezug untereinander bei uns in der Gruppe nicht gut gewesen wäre. Wichtig ist mir vor allem aber auch, den Neulingen die Scheu zu nehmen und sie zu ermutigen, einfach mitzuspielen, denn angefangen sind wir alle einmal.

Katja: Da kann ich dir nur voll zustimmen. Diese Erfahrung habe ich selbst auch gemacht. Ich kam 2018 als Neugolferin in die Gruppe und natürlich war ich erstmal etwas zurückhaltend. Aber ihr alle und besonders du, habt es mir leicht gemacht, sich dazugehörig zu fühlen. Und es war genau das, was du beschreibst, was mich überzeugt hat. Es ist schon eine persönliche Stärke von dir, auf Menschen zuzugehen und ihnen offen und freundlich zu begegnen.

Katja: Kommen wir zurück auf deine eigentlichen Aufgaben als Ladies Captain. Kannst du diese einmal kurz beschreiben?

Ruth: Turniere planen und organisieren, Anmeldeliste anlegen und führen, Startlisten zusammenstellen und Preise besorgen. Sicherlich noch einiges mehr, was mir jetzt so schnell gar nicht einfällt.

Katja: Deinen Aushang im Club an der Infotafel der DiDa-Golferinnen muss ich einfach ansprechen, weil er so besonders und einzigartig ist. Dort steht: Die 4 Gebote des Ladies Captain: 1. Nicht besser spielen als der Ladies Captain, 2. Nicht besser aussehen als der Ladies Captain, 3. Stets freundlich grüßen, 4. Mein Geburtstag sollte euch nicht egal sein, ansonsten bin ich pflegeleicht.

Ruth: (lacht) Das waren die Gebote von vor 20 Jahren! Da konnte man noch so arrogant sein. Das ist mein Humor, aber ernst sollte das natürlich niemand nehmen. Nur meinen Geburtstag sollte auch weiterhin niemand vergessen. Und freundlich grüßen gilt auch immer noch.

Katja: Ruth, was denkst du, wie viel Zeit pro Woche investierst du für dein Ehrenamt?

Ruth: (überlegt) In der Hauptsaison sind es sicherlich 8-10 Stunden in der Woche.

Katja: Welche Aufgaben machen dir viel Spaß und welche nicht so viel?

Ruth: Das Organisieren der Turniere macht mir am meisten Spaß. Die Planung, die Zusammenstellung der Flights und den Ablauf. Das mache ich gerne allein, weil es dann auch meine Handschrift trägt und ich verantwortlich bin. Mir ist wichtig, dass so ein Turnier eine harmonische, sportliche runde Sache für alle wird. Was ich nicht gerne mache? (überlegt) Nein, da fällt mir nichts ein. Ob ich immer alles richtig mache, weiß ich nicht. Mir ist es wichtig, dass auch die Dinge bei mir ankommen, die vielleicht nicht so gut gelaufen sind. Ich habe aber den Eindruck, dass die allermeisten zufrieden und froh darüber sind, jemanden zu haben, der sich um die Belange der Golferinnen kümmert.

Katja: Wie schaffst du es, diese Gruppe, die sich in den letzten zwei Jahren von der Personenzahl verdoppelt hat, zusammenzuhalten? Auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten von allen kann man ja gar nicht eingehen.

Ruth: Das kann ich dir gar nicht genau sagen. Ich bin, wie ich bin. Der persönliche Kontakt, Freundlichkeit und eine gewisse Höflichkeit. Das reicht oft schon aus.

Katja: Ja, genau das nehme ich auch wahr von dir. Wenn wir nach der Runde anschließend auf der Terrasse sitzen, bist du immer in Bewegung, versuchst mit allen ein kurzes Gespräch zu führen. Und ich glaube, dass schätzen viele an dir.

Ruth: Mir ist wichtig, dass jeder für den anderen offen ist. Sich aufeinander einlassen und dem anderen die Möglichkeit zu geben, sich kennenzulernen und miteinander zu spielen.

Katja: Überwiegt der Spaßfaktor in der Gruppe oder ist es doch der sportliche Ehrgeiz, ein gutes Ergebnis zu erzielen?

Ruth: (überlegt lange) Ich würde sagen, der Spaßfaktor, oder? Obwohl der sportliche Anreiz nicht zu kurz kommt. Wir spielen kein Kaffeegolf! (Anmerkung: Wir müssen beide lachen) Klar, in dem Alter, in dem sich die meisten jetzt befinden, bewegt man nicht mehr so viel, was das Handicap angeht. Du, Katja, als Küken in der Gruppe, hast natürlich noch Ziele und in deinem Alter hatten wir das auch.

Katja: Wie wichtig ist dir dein persönliches Handicap?

Ruth: Das ist mir schon wichtig. Ich habe allerdings gemerkt, dass mit der Einführung des neuen Handicapsystems es bei mir permanent nur nach oben ging. Ich müsste mehr daran arbeiten und viel mehr Turniere spielen.

Katja: Ruth, was war dein schönstes Erlebnis auf dem Golfplatz?

Ruth: (muss lange überlegen!) Aah…ja! Jetzt fällt es mir ein. (Anmerkung: Ein breites Grinsen macht sich auf Ruths Gesicht breit) Mein Hole in One vor 100 Jahren! Das war damals das erste Christina Claas Turnier im Mai 2009. Statt Pokale gab es Spargel, Kartoffeln und Schinken zu gewinnen. Das weiß ich noch genau. Mein Hole in One habe ich auf der 12 geschlagen.  Ich habe abgeschlagen und mein Tee aufgehoben, als mein Filghtpartner Klaus Golenia sagte: „Dein Ball ist im Loch! Ich selbst habe es gar nicht gesehen, wie der Ball ins Loch gerollt ist. Ich war damals die erste Frau. Das war schon ein großartiges Erlebnis, was man nie vergisst.

Katja: Ende 2019 herrschte im Club große Aufregung. Von Heute auf Morgen wurde bekannt, dass der Arenshorster Golfclub sich auflöst und der Golfclub Varus ca. 300 neue Mitglieder dazubekommt. Wie ist aus deiner Sicht die Zusammenführung mit den Damen gelaufen? Gab es Schwierigkeiten? Und wenn ja, wie wurden sie von dir gelöst?

Ruth: (antwortet schnell) Entgegen unserer anfänglichen Bedenken, gab es absolut keine Schwierigkeiten.  Klar, wir hatten am Anfang die Sorge, das unsere homogene Gruppe nun durcheinandergeraten wird. Aber das ist nicht passiert. Alle Golferinnen waren bemüht und auch Corona hat uns keinen Nachteil gebracht. Mittlerweile sind wir alle Varus-Damen und das ist auch gut so.

Katja: Ein ganz wichtiger Bestandteil in der Saison der DiDa-Golferinnen sind die alljährlichen Golfreisen. Wann war die erste Fahrt und welcher Golfplatz war das Ziel.

Ruth: 2007 ging unsere erste Reise nach Ahaus. Warte mal kurz.  (Anmerkung: Ruth verlässt die Küche und ich unterhalte mich nett mit ihrem Mann Hans. Ruth kommt mit einem Stapel Fotobüchern im Arm wieder. Ich bin beeindruckt – von jeder Reise ein Fotobuch.) Brigitte Erhardt hat von jeder Reise ein Fotobuch angefertigt. Die Ziele waren unterschiedlich. Oft waren wir 30 Damen und mehr. Manchmal waren es Busreisen oder wir organisierten die Fahrt mit Privatautos. Anfangs waren es 2 Übernachtungen, damit es sich auch lohnt. Die letzten 2 Jahre waren wir dann nur noch 2 Tage mit einer Übernachtung unterwegs.

Katja: Wo geht es 2022 hin? Hast du schon etwas geplant oder dir Gedanken gemacht?

Ruth: Nein, es gibt noch keine Überlegungen dahingehend.

Katja: Wollen wir nicht mal nach Spanien fliegen? Dort soll es tolle Golfplätze geben!

Ruth: (antwortet schnell) Ja, da wäre ich sofort mit dabei.

Anmerkung: Wieder lachen wir beide und wissen, dass sich das vermutlich nicht umsetzen lässt. Aber warum eigentlich nicht?

Ruth: Mal abwarten, es gibt hier in der Region noch viele schöne Plätze, auf denen wir noch nicht gespielt haben. Ich finde es bewundernswert, dass den Damen in der Gruppe es fast egal ist, wo wir hinfahren. Sie überlassen die Entscheidung mir und freuen sich, wenn es wieder so weit ist. Das Ziel ist nicht so entscheidend. Wichtiger ist es, gemeinsam in der Gruppe zu vereisen und Spaß zu haben.

Katja: Seit vielen Jahren ein festes Ritual in der Gruppe ist das jährliche Binden der Weihnachtsgirlande, die die große Eingangstür zum Clubhaus schmückt. Im letzten Jahr musste das coronabedingt ausfallen. Dieses Jahr findet es wieder statt, oder?

Ruth: Ja, immer an dem Dienstag vor dem ersten Advent binden wir die Girlande. Anschließend trinken wir alle zusammen Kaffee und essen Waffeln. Das ist mittlerweile zur Tradition geworden. Die Damen sind immer in großer Zahl vertreten.

Katja: So wie es die vielen schönen Geschichten gibt, gibt es natürlich auch die traurigen Geschichten in der Gruppe. Ganz aktuell ist es gerade auch so, dass eine Golferin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr spielen kann. Wie gehst du damit um? Belastet es dich oder versuchst du so etwas nicht zu nah an dich rankommen zu lassen?

Ruth: (nachdenklich) Das ist sicherlich typbedingt unterschiedlich. Natürlich ist so etwas immer traurig und stimmt mich nachdenklich. Auf der anderen Seite darf man es auch nicht zu nah an sich rankommen lassen. Ich fühle mich fit und gesund, und so lebe ich – auch auf dem Golfplatz. Das du längere Drives hast als ich, damit muss ich ja auch schon lange fertig werden. (Anmerkung: Typisch Ruth, so kenne ich sie. Wieder müssen wir beide lachen.)

Katja: Zum Schluss hätte ich gerne noch etwas über die private Ruth erfahren. Hast du noch andere Hobbies? Was machst du sonst so in deiner Freizeit? Hast du irgendwelche Vorlieben? Spielt jemand aus deiner Familie Golf?

Ruth: Ich habe jahrelang Tennis gespielt. Leider haben wir damit aufgehört, weil wir die Leute nicht mehr zusammenbekommen. Ich hätte gerne ein Haustier, wir hatten jahrelang eine Katze. Ich koche dir immer gerne einen Kaffee, wenn du nach der Arbeit mal vorbeikommst. Meine Kinder und Enkelkinder wohnen leider weit weg. England und München. Mein Sohn Tim hat früher auch im Varus Golf gespielt. Wenn er zu Besuch bei uns ist, spielen wir mal zusammen.

Katja: Ruth, ganz herzlichen Dank für dieses Interview. Es hat mir sehr viel Freude gemacht. Gibt es von deiner Seite noch eine Anmerkung oder eine Frage, die ich noch nicht gestellt habe? Dann ist jetzt die Gelegenheit.

Ruth: Ja, tatsächlich habe ich noch ein Anliegen. Ich finde es gut, dass die ehrenamtlich aktiven Mitglieder unseres Clubs mit der Beitragsserie „Hut ab!“ mal ins Rampenlicht gerückt werden, denn sie investieren viele Stunden zum Wohle aller Mitglieder. Auch die jährliche Einladung durch den Vorstand zu einem Dankeschön-Menü ist eine gute Sache. Wir alle wissen, dass ohne ehrenamtliches Engagement kein Verein existieren kann. Vielleicht gibt es ja noch mehr Möglichkeiten, die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Das könnte auch weitere Mitglieder motivieren, sich zu engagieren. Darüber würde ich mich freuen.

Katja: Vielen Dank für das Interview, liebe Ruth.

Das Interview führte Katja Allendorf

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